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Mozarts Reise durch die Schweiz – ein kurzer Überblick

Am 9. Juni 1763 machte sich die Familie Mozart aus Salzburg auf die grosse, dreieinhalb Jahre dauernde Konzert- und Bildungsreise durch Westeuropa. Mit dabei waren die Eltern Leopold und Anna Maria, die Geschwister Maria Anna, «Nannerl» genannt, und Wolfgang sowie anfänglich der Diener Sebastian Winter. Leopold Mozart hätte diese Reise gerne früher angetreten, doch das Ende des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) musste abgewartet werden.

Ermöglicht und unterstützt wurde die Reise im Wesentlichen durch den Salzburger Fürsterzbischof Graf Sigismund von Schrattenbach. Einerseits erkannte er die geniale Begabung Wolfgangs, anderseits war Leopold Mozart ein perfekter Diplomat für den Salzburger Hof. 

Aus Salzburg führte die Reise über München – Augsburg – Frankfurt (Begegnung mit dem sieben Jahre älteren Goethe) – Paris – Versailles nach London, wo sich die Familie gut 15 Monate aufhielt. Die Begegnungen mit Johann Christian Bach, dem jüngsten Sohn Johann Sebastian Bachs sowie weiteren hervorragenden Künstlern waren für den kleinen Komponisten und Interpreten prägend. 1766 kehrten Mozarts über die Niederlande – Paris – Lyon – Genf – Lausanne – Bern – Zürich – Winterthur – Schaffhausen – Donaueschingen – Ulm nach Salzburg zurück.

Die genaue Reiseroute der letzten grossen Etappe Lyon-Salzburg mochte Leopold Mozart lange Zeit nicht festlegen. Selbst in Lyon fragte er sich noch, welchen Weg sie nehmen sollten. Mozarts brachen ja nicht mit dem Ziel auf, die Schweiz zu besuchen.

Wenn man sich mit der Reise der Familie Mozart in der Zeit zwischen dem 20. August und dem 16. Oktober 1766 beschäftigt, fällt einem vor allem die Verschiedenheit von Situationen und Begebenheiten in den einzelnen Städten auf.

In Genf, damals noch nicht zur Eidgenossenschaft gehörend, verbrachten Mozarts drei Wochen. Dies war eine lange Zeit und bedeutet, dass ihre Konzerte gefragt waren. Leopold Mozart schreibt, dass in Genf noch der «innerliche Bürgerkrieg in voller Flamme» stand.[i] In dieser angespannten Situation bedeuteten Konzerte von Leopold, Nannerl und Wolfgang vor allem für die hohen französischen Militärs eine willkommene Abwechslung.

Ganz anders in Lausanne. Dort bemühten sich, nebst dem musikliebenden Gastgeber Prinz Ludwig Eugen Johann von Württemberg vor allem die Wissenschafter um das Phänomen des jungen Künstlers. Der europaweit bekannte Arzt Dr. Samuel Auguste Tissot wollte das Wunder medizinisch erklären. Anschliessend meldeten sich die Philosophen, Psychologen und Theologen der Universität, die auf ihre je eigene Weise eine Antwort suchten.

Vom Besuch in Bern wissen wir dank Leopolds späterem Hinweis in einem Brief 1778 an seinen Sohn. Die Berner Archive sind grösstenteils verbrannt und bis anhin konnten kaum konkrete Hinweise aufgefunden werden. Anzunehmen ist, dass auf dem Weg nach Zürich auch im Schloss Jegenstorf konzertiert wurde, denn Mozarts machten in den Niederlanden gute Bekanntschaft mit dessen Schlossbesitzer.

Zürich war unter anderem wegen der Begegnung und der Freundschaft mit Samuel Gessner bedeutsam. Zwei grosse Konzerte mit Orchester wurden gegeben und – für die ganze Schweiz ein Glücksfall – in der Zentralbibliothek Zürich wird heute die einzige von der Schweizreise erhaltene Notenschrift des damals 10-jährigen Wolfgangs aufbewahrt, KV Nr. 33B.

Winterthur war eine willkommene Übernachtungsstation beim damaligen Stadtschreiber Sulzer, einem Freund von Samuel Gessner. Hier erinnern gleich zwei beschallbare Mozartstelen an den Besuch Mozarts.

Am Ende der Reise durch die Schweiz, in Schaffhausen, gaben Mozarts nochmals mit grossem Erfolg zwei Konzerte, ihr Ruhm aus Zürich war ihnen vorausgeeilt. Am Gallustag, dem 16. Oktober 1766, verliess die Familie Mozart die Schweiz und erreichte nach vielen weiteren Konzerten am 29. November 1766 ihre Heimatstadt Salzburg.

Christina Kunz

Mozart, KV 33b
Mozart, Zürich, 1766, KV 33b (Zentralbibliothek Zürich)

[i] Er spielt hier wohl auf die Auswirkungen der sogenannten „Genfer Revolutionen“ an (vgl. HLS).